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Knopfdruck für grünes Stahlwerk - GMH-Gruppe setzt auf Gröditz

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Ein dumpfes Wummern dringt durch die Halle. Unter der großen Schmiedepresse liegt ein orange glühender Block. Mit gleichmäßigen Stößen wird er in Form gebracht.  Etwas ruhiger geht es an den Öfen zu. Hier wird die Energiewende in den Schmiedewerken Gröditz eingeleitet. Schmiedofen 27 wurde umgerüstet auf den künftigen Betrieb mit Wasserstoff. Heute wurde der symbolische grüne Knopf gedrückt.

Bis zum Dauerbetrieb werden allerdings noch ein paar Jahre vergehen. Denn es fehlt noch die Wasserstoffleitung. Geschäftsführerin Hanka Snatkin ist optimistisch, dass der Anschluss 2027 kommen wird. Vorher gibt es Tests. „Die Öfen und unsere Produkte müssen ja auch den Wasserstoff vertragen.“  Für diese Phase soll der Wasserstoff – flüssig oder gasförmig - mit Lkw nach Gröditz gebracht werden. Für den Zeitraum von zwei Wochen  sind das 15 Tonnen und täglich fünf Lkw-Ladungen.

Die GMH-Gruppe mit Sitz in Georgsmarienhütte bei Osnabrück investiert  45 Millionen Euro in die grüne Zukunft in Gröditz. Fast 60 Wärmebehandlungsöfen sollen von Erdgas auf Wasserstoff umgestellt werden. Ein Solarpark wird gebaut. Damit können 15 Prozent des Strombedarfs gedeckt werden. Auch auf Windenergie setzt das Unternehmen. Herkömmliche Kohle und Koks sollen durch biogene Kohle ersetzt werden.   „Wir wollen bis 2039   klimaneutral sein“, so GMH-Manager Jens Overrath.

 An der Umstellung auf nachhaltige Energien beteiligt sich auch die Belegschaft. Sie hat freiwillig auf ihr Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichtet. Der Bund ist mit lediglich einer Million Euro dabei. Dagegen kann Konkurrent Thyssenkrupp für eine Anlage zur grünen Stahlherstellung mit bis zu zwei Milliarden Euro von Bund und Land Nordrhein-Westfalen rechnen. Es werde mit zweierlei Maß gemessen, so Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. „Die ganz Großen kriegen das Geld. Für die mittelständischen Unternehmen aber reicht es nicht.“  Der CDU-Politiker spricht von einem Vertrauensschaden.

Die GMH-Gruppe setzt auf Gröditz. Deshalb fiel die Investitionsentscheidung auch auf diesen Standort. „Hier ist über Jahrzehnte Expertise aufgebaut worden“, lobt GMH-Mitgesellschafterin Anne-Marie Großmann, Tochter des deutschen Stahlbarons Jürgen Großmann. Ihre Branche ist derzeit in einem schwierigen Fahrwasser: Die Konjunktur schwach, die Kosten hoch. Großmann fordert daher von der Politik bezahlbare Energiepreise, sowohl für Strom als auch für Wasserstoff. „Wir müssen im internationalen Wettbewerb bestehen.“ Nur so könnten die Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben. Am Standort Gröditz sind rund 650 Beschäftigte tätig.

Audio:

Anne-Marie Großmann, Mitgesellschafterin der GMH-Gruppe
Hanka Snatkin, Geschäftsführerin der Schmiedwerke Gröditz
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer
"Wir haben ein Etappenziel erreicht" - Uwe Reinecke, Sprecher der Energie- und Wasserstoffalianz, eine Initiative von neun Unternehmen im Industriebogen Riesa-Meißen-Gröditz